Von Irkutsk nach Wladiwostok

Wladiwostok

Wehmütig lassen wir Väterchen Baikal, das größte Süßwasserreservoir und den tiefsten See der Erde, hinter uns. Unsere Reise führt nun weiter nach Osten, immer weiter, bis ans Japanische Meer; bis zu dem Punkt, wo es auf dem Landweg nicht mehr weiter geht.

Während westlich des Baikalsees noch in regelmäßigen Abständen fröhlich winkende Kinder und Mütterchen mit vom Wetter gegerbter Haut und Eimern voller Waldbeeren auf uns warteten, zeigt sich die russische Seele hier von einer kargeren Seite.

Nur noch selten gleiten die buntgescheckten Holzhäuser abgelegener Dörfer an den Abteilfenstern entlang, immer länger werden die Strecken, an denen kein Dorf, kein Haus und kein Mensch weit und breit zu sehen ist. Der Horizont wird weiter, die Wälder endloser. Sumpfige Ebenen erstrahlen in sattem Grün und wechseln sich ab mit unermesslichen Birkenhainen, deren Stämme in der Bewegungsunschärfe der Fahrt zu einer weißen Fahne werden, mit der das friedliche Land uns empfängt. Hier und da blitzen schneebedeckte Gipfel am Horizont.

Zwischendrin Khabarowsk, wo der gigantische Amur überquert wird, und nach weiteren 700 Kilometern taucht wie auf dem Nichts eine Stadt auf, die auch in Südeuropa ein charmantes Bild abgeben könnte: Am Japanischen Meer haben wir nach 9.288 Bahnkilometern Wladiwostok, den berühmten Endpunkt der Transsibirischen Eisenbahn, erreicht.

von Karsten Prachold